Der Machu Picchu steht schon auf meiner Bucketlist, seit ich das erste Mal als Kind einen Bildband über die UNESCO Weltkulturerbestätten in den Fingern hatte. Auch wenn der Ort sehr gehypt ist und hier täglich zwischen 2000 und 3000 Touristen durchkommen, wollte ich diesen Ort unbedingt einmal selbst sehen. … und hier schonmal ein kurzer Spoiler, es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Aber einfach nur hinfahren ist uns zu einfach gewesen, wir wollten zumindest einen Teil des Weges auf alten Inkapfaden laufen. Was mir vor ein paar Monaten noch völlig unrealistisch erschien, machten wir jetzt hier in Peru wahr. Einen Mehrtages Trek durch die Berglandschaft und Nebelwälder Perus mit dem Endziel Machu Picchu: Wir sind den Salkantay Trek gelaufen.
Der Salkantay Trek geht über 66 Kilometer vom Salkantay Pass auf 4600 Metern durch den Nebel- und Regenwald hinunter nach Machu Picchu. Es war unbeschreiblich schön und manchmal einfach nur unglaublich schwer. In diesen 5 Tagen haben wir wohl recht viel gefühlt und sind manchmal an unsere Grenzen gestoßen. Aber wo eine Grenze zu sein schien, sind wir darüber hinweg gegangen und am Ende haben wir mehr geschafft als wir uns vor ein paar Wochen noch zugetraut hätten.
Aber von Anfang an.
Unser Abenteuer Salkantay Trek startete wieder einmal mit viel zu frühem Aufstehen. Das wurde hier in Cusco schon fast zur Gewohnheit. 3 Uhr nachts aufstehen, denn um 4:30 Uhr wurden wir abgeholt und los ging die Anfahrt.
Unsere Truppe bestand aus 15 Wanderern, einem Guide, 2 Köchen und einem Pferdeführer für die ersten 2 Tage. Wir hatten die Möglichkeit, neben unseren Rucksäcken noch eine kleine Tasche mit maximal 5 Kilo zu füllen, die dann von den Packpferden über den Pass getragen wurde. Das war angenehm, so musste man nicht das gesamte Gepäck 5 Tage lang selbst herumschleppen.
Unsere Gruppe war ein wild zusammen gewürfelter Haufen aus Brasilianern, Deutschen, Australiern, Niederländern und Israelis. Wir hatten alle bei unterschiedlichsten Agencys gebucht und wir waren froh, dass unsere Agency am Ende den Trek selbst durchführte, aber dazu später mehr.
Nach 3 Stunden Busfahrt und einem kurzen Frühstück standen wir endlich am Startpunkt unserer Wanderung. Es geht entspannt zum ersten Camp. Wir starteten auf etwa 3600 Höhenmeter und liefen erstmal nur auf 3950 Höhenmeter hinauf. Und ja hinauf trifft es. Wie ein Kaltstart fühlte es sich an, direkt mal 350 Höhenmeter den Berg hinauf getrieben zu werden. Gut, dass es schnell rum war und der restliche Weg entspannt an einem kleinen Wasserkanal entlangführte. Nach nicht mal 2 Stunden erreichten wir unser erstes Camp in Soraypampa.
Niedliche kleine Hütten, die nur notdürftig gedämmt sind und uns war schnell klar, dass es heute Nacht richtig kalt werden würde. Nach einem Mittagessen, stand dann am Nachmittag die erste echte Herausforderung an: der Aufstieg zur Lagune Humantay.
Dieser Gletschersee liegt nur etwa 1 Kilometer vom Camp entfernt, aber leider 250 Meter höher. Ein gerölliger Pfad schlängelt sich mit teilweise 30 prozentiger Steigung hinauf bis auf 4200 Meter. Eine anstrengende Strecke, die sich nach dem guten und reichhaltigen Mittagessen fast noch anstrengender anfühlte. Aber wir haben es gepackt und waren etwa 1,5 Stunden später oben. Der Blick auf die türkisblaue Lagune und den dahinter aufragenden Humantay mit seinen Gletschern war wunderschön und hat den Aufstieg absolut gelohnt. Nach ein paar Fotos ging es dann auch wieder runter zum Camp.
Unsere erste Nacht im Camp war einfach nur kalt. Es waren -5°C und wir haben mit allem was wir an Klamotten hatten im Schlafsack gelegen. So konnten wir aber ganz gut schlafen. Was hier oben auch echt wichtig ist. In diesen Höhen ist das Wandern durch die dünne Luft schon anstrengend genug und wenn man dann auch noch schlecht schläft und gerädert aufwacht, macht es das nicht besser.
Der zweite Tag sollte der anstrengendste sein, wurde uns gesagt. Er war anstrengend aber Spoiler, nicht der anstrengendste. 20 Kilometer Wegstrecke, 730 Meter hoch bis zum Salkantay Pass auf 4580 Meter und dann ging es fast 1800 Höhenmeter runter bis zu unserem 2ten Camp. Wir hatten ordentlich Respekt vor diesem Tag. Klar der Aufstieg würde die Hölle werden, aber uns war auch klar, dass man die 1800 Meter runter nicht unterschätzen sollte, schließlich sind die Beine dann müde und runter geht ordentlich auf die Knie.
Der Aufstieg zum Salkantay Pass begann morgens kurz nach 6 Uhr. Die Sonne ging gerade erst langsam über den Bergen auf und tauchte alles in ein sanftes Licht. Es war schweinekalt aber die Bewegung wärmte uns etwas auf. Es ging 3 Stunden nur bergauf. Immer wenn man dachte, jetzt müsste der Pass mal in Sicht kommen, kam nur der nächste steinige Weg in Sicht, den man auch noch hochmusste. Es war anstrengend und die letzten 600 Meter kamen wir kaum noch voran. Ich musste gefühlt alle 10 Schritte wieder anhalten, weil mein Herz wie wild schlug. Es war anstrengend, steil und die Luft sehr dünn. Aber was bleibt einem übrig. Umkehren geht nicht und links und rechts gibt es nur Felsen, also läuft man weiter. Schritt für Schritt, von Stehenbleiben zu Stehenbleiben. Der Rucksack ist irgendwann nur noch schwer und man fragt sich:
Warum tue ich mir diesen Mist hier eigentlich an?
In dem Moment, wenn man oben auf dem Pass ankommt, den Aufstieg geschafft hat und vor dem Salkantay steht, dann weiß man es. Für diese Aussicht. Für das Gefühl über seine Grenzen zu gehen. Für das Gefühl, mehr zu schaffen, als man sich zugetraut hat. In dem Moment, wenn man oben ist, ist man einfach nur glücklich aber auch erschöpft.
Gegen die Erschöpfung hilft eine Pause machen und die Aussicht genießen. Unsere restliche Gruppe war deutlich schneller gewesen als wir. Ist uns aber egal, wir gehen unser Tempo. Leider haben die Anderen aber schon den Abstieg begonnen und unser Guide will auch schnell weiter. Naja, 15 Minuten ist ja auch eine Pause, aber eigentlich keine die nach diesem Aufstieg ausreicht.
Unser nächster Stopp, ein paar Häuschen unten in der Ferne sind schon bald zu sehen. Dort soll es Mittagessen geben. Aber auch wenn man sie schon sieht, der Weg wird gefühlt immer länger und es zieht sich endlos. 620 Höhenmeter geht es runter, der Weg ist voller Geröll und steinig. Das wir keine wirkliche Pause bisher hatten, merken wir jetzt. Wir sind kaputt und der Gedanke, jetzt einfach auf so einem Stein sitzen zu bleiben ist sehr verlockend. Aber wir sehen die Häuschen, wir haben das Ziel vor Augen, also laufen wir weiter.
Kurz nach 12 Uhr erreichen wir unseren Mittagsstopp. Wir fallen einfach nur kaputt ins Gras und bleiben erst einmal liegen. Viel zu schnell werden wir zum Mittagessen gerufen. Wir sind doch gerade erst angekommen und wollen einfach nur noch in der Sonne liegen…
Nach dem Mittag gibt es aber noch eine richtig lange Pause, was aber eher kontraproduktiv ist. Denn nach der Pause haben wir quasi gar keine Lust mehr weiter zu laufen. Kurz vor 15 Uhr müssen wir uns dann aber doch wieder bewegen, denn es liegen noch mal gut 1000 Höhenmeter Abstieg vor uns bis wir in unserem Camp für die zweite Nacht ankommen sollten. Während dieses Weges wechselt die Vegetation von Bergland zum Nebelwald. Eine wunderschöne Landschaft umgibt uns und der Weg ist wirklich schön, aber irgendwann will man einfach nur noch ankommen.
Das tun wir auch, aber erst im Dunkeln kurz nach 18 Uhr. 12 Stunden Wanderung waren anstrengend und wir sind froh an unserem Schlafplatz angekommen zu sein. Nach einem Abendessen und einer schlechten Campingplatz Dusche geht es ab ins Bett, denn wie sollte es anders sein, am nächsten Tag müssen wir wieder früh raus.
Früh heißt: um 5 Uhr wird man mit einer Tasse heißen Coca Tee geweckt und 5:30 gibt es Frühstück. Kurz nach 6 ist dann schon wieder Abmarsch. Eigentlich ist der 3. Tag auf dem Salkantay Trek der entspannte Tag. Man wandert nur 12 Kilometer nach Playa Sahuayaco auf 2060m. Es geht entspannte 800 Höhenmeter mal hinauf mal hinunter. Inka Flat nennt das unser Guide. Kleine steile Anstiege, viel geradeaus und manchmal steil hinunter. Kein Problem, easy und entspannt. Nach nur 5 Stunden kamen wir in unserem 3. Camp an und hatten den Nachmittag für uns.
Entspannt ist der Tag laut Programm auch deshalb, weil man mal erst um 7 Uhr aufstehen muss. Pustekuchen. Da wir auch Teilnehmer einer 4 Tagestour dabeihatten, die mittags mit dem Bus weiterfuhren, mussten wir alle so früh aufstehen und wurden um unser Ausschlafen gebracht. Das war nicht so schön.
Am 4ten Tag ging es wieder um 5 Uhr morgens aus dem Bett … Wer mich kennt, weiß wie sehr ich frühes Aufstehen liebe. Aber gut, wir hatten laut unserem Guide wieder 20 Kilometer Wanderung vor uns und da muss man eben morgens kurz nach 6 Uhr los.
Zuerst ging es nach Llactapata. Auf einem Teil des Inka Trails, das ist der berühmtere Weg zum Machu Picchu, geht es wieder einmal fast 600 Höhenmeter hinauf. Am Start gab es noch einen kurzen Stopp am Inkan Starbucks, wo wir einen sehr guten Kaffee hatten.
Der Weg war deutlich angenehmer, da er immer mal wieder flachere Passagen dabeihatte und sich in Kehren den Berg hinauf schlängelte. Llactapata ist eine Ruinenstadt auf 2600 Höhenmeter. Die Ruinen sind aber nicht der Grund, warum wir hier hoch sind, sondern der Blick auf die gegenüberliegenden Berge. Hier auf 2600 Meter sieht man nämlich zum ersten Mal Machu Picchu. Es liegt auf den gegenüberliegenden Berghängen.
Wunderschön und ein magischer Moment für uns. Wir sahen zum ersten Mal unser Ziel. Es schien so nah, fast greifbar. Aber so nah ist es dann eben doch noch nicht. Erst einmal hieß nach Llactapata wieder 1000 Meter Abstieg durch den Wald. Die Beine brennen, die Knie tuen weh und wenn man anhält, hat man das Gefühl, das die Beine aus Wackelpudding sind. Wir waren so froh als wir endlich unten waren und es ab da nur noch flach gerade aus gehen sollte.
Wir liefen weiter nach Hidroelectrica. Hier kann man entweder mit dem Zug weiter nach Aguas Calientes fahren oder man läuft zu Fuß die Schienen entlang. Aguas Calientes ist dann der Ausgangspunkt für den Besuch des Machu Picchu.
Wir sind natürlich gelaufen, wie sich das auf einem Trek gehört. Der Weg war schön aber einfach so lang. Es geht gute 10 Kilometer immer an den Schienen entlang, rechts fließt der Fluss und man ist von Nebelwald umgeben. Es war einfach irgendwann nur noch ätzend und als wir die 20 Kilometer unserer Gesamtstrecke erreicht hatten, blieb Nico erst einmal sitzen. Das Problem war nur, dass wir noch lange nicht in Aguas Calientes waren. Es war noch nicht einmal zu sehen. So viel zu, der zweite Tag war der längste.
Anstatt 20 Kilometern waren es bis Aguas Caliente über 23 Kilometer. Nach 600 Metern hoch, 1000 Metern runter und 12h Gehzeit erreichten wir unser Ziel wieder mit Einbruch der Dunkelheit. Wir waren müde und kaputt.
Nach einer guten Dusche und einem desaströsen Abendessen ging der Tag zu Ende. Desaströs deswegen, weil das Ausmaß des Agency Chaos bei der Buchung der Machu Picchu Tickets klar wurde. Wir hatten alles wie es besprochen war aber bei den anderen in der Gruppe gab es Chaos. Eine hatte ein Ticket für Machu Picchu um 13 Uhr und sollte dann aber um 14:30 wieder am Bahnhof sein, um zurückzufahren. Andere hatten andere Tickets als besprochen und einer aus unserer Gruppe hatte sogar gar kein Ticket für den Machu Picchu. Die Stimmung lag an diesem letzten gemeinsamen Abend also eher am Boden.
Irgendwann ging es für uns aber trotzdem ins Bett, denn am nächsten Tag sollten wir endlich Machu Picchu besuchen. Wer bis hierhin gelesen hat, der ahnt es schon, es hieß wieder früh aufstehen. Dieses Mal noch früher, den um 5 Uhr mussten wir schon am Tor stehen, wenn der Weg hinauf nach Machu Picchu öffnet.
Für mich war dieser Tag mein persönlicher Endgegner. Im Dunkeln stiegen wir noch einmal 1750 Stufen hinauf nach Machu Picchu. Und keine netten angenehmen Stufen, nein teilweise Stufen, die eher den Anschein machten, dass sie für Riesen gebaut wurden. So schleppten wir uns nach und nach die Treppen hinauf und kamen um 6 Uhr am Eingang von Machu Picchu an. Wir hatten es geschafft. 66 Kilometer zu Fuß nach Machu Picchu.
Der Besuch des Machu Picchu war dann genauso wunderschön, wie ich ihn mir schon zu Kindertagen ausgemalt habe. Die Ruinenstadt hier oben auf den Bergen ist majestätisch, wunderschön und einmalig. Mit einer hervorragenden Führung haben wir die Anlage morgens um 6 Uhr zum Sonnenaufgang erkundet. Es waren kaum Menschen da, die Sonne ging über den Bergen auf und tauchte die Ruinen in ein wunderbares Licht. Es war traumhaft und absolut einmalig das so zu erleben.
Grüße, Katja
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Marietta (Montag, 11 Juli 2022 17:35)
Sehr schön geschrieben und man kann sich gut rein versetzen, meinen Respekt für diese Tour habt ihr auf jeden Fall. Das Durcheinander mit den Tickets ist natürlich schade ,ich hoffe es gab für alle noch eine annehmbare Lösung der Probleme.
Vieleicht sollet ihe am Schluss aus allen Reiseblöcken ein tolles Buch machen.
Habt noch eine gute Reise .
Jenny (Montag, 11 Juli 2022 21:51)
Wow, was für ein Erlebnis u schön geschrieben..
Ich war dabei�
Pasdt auf euch auf und bleibt gesund
LG Jenny