Unsere erste Woche auf Weltreise ist rum. Fühlt sich noch ein wenig wie ein gewöhnlicher Jahresurlaub an.
Wir waren jetzt eine Woche lang in Quito, dass ist die Hauptstadt von Ecuador und auch die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Die Stadt ist riesig, 60 Kilometer zieht sie sich entlang eines Tals von Nord nach Süd und beherbergt 2,8 Millionen Menschen.
Für Uns „Kleinstädter“ hieß das erst einmal Überforderung. Die Stadt ist voll, laut und auch nicht ganz ungefährlich. Manch einer würde sagen es ist vielleicht auch mutig, direkt an diesem Ort, die erste richtige Individualreise zu starten. Und das auch noch ohne Spanisch zu sprechen. Nico kann zwar ein paar Worte und die Zahlen, aber viel kann er damit auch nicht anfangen. Aber na gut, wir wollten ja raus aus der Komfortzone und Quito ist der Auftakt dafür.
Gewohnt haben wir in Quitos Altstadt, im Colonial House Inn. Ein kleines Hostel, dass nur 10 Minuten zu Fuß vom Zentrum der Altstadt entfernt war. Highlight war sicherlich der Blick von unserem Balkon direkt auf die Basilika von Quito.
An unserem ersten richtigen Tag in Quito haben wir die Stadt im Rahmen einer Free Walking Tour erkundet. Unser Guide war Andrea, eine junge Frau aus Quito, die uns mit vielen Infos und Tastings ihre Heimatstadt nähergebracht hat. Wir waren auf dem Markt und haben Mora Jugo probiert, einen Smoothie aus Brombeeren und einem Milch-Wassergemisch. Superlecker.
Danach ging es weiter in die Stadt, um Canelazo zu probieren, ein Nationalgetränk sagte Andrea. Klar wollten wir das dann auch mal kosten und so saßen wir kurzerhand in einem Restaurant und bekamen ein kleines Schnapsgläschen mit einer warmen gelben Flüssigkeit in die Hand gedrückt.
Nico hat es sich schon vorher gedacht und mir war auch recht schnell klar, jetzt gibt’s erst mal einen Schnaps. Ja kann man mal machen so 11 Uhr morgens. Canelazo besteht aus Saft, Zuckerrohrschnaps und Zimt und wird warm getrunken.
Danach haben wir die Altstadt erkundet und vor allem viel über die Kirchen und Gebäude erfahren. Viele davon stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und gerade die Kirchen sind wunderschön, in denen innen sehr viel Blattgold verwendet wurde. Die größte Kirche ist die Basilika del Voto Nacional, zu der wir nach der Free Walking Tour gelaufen sind.
Als Abschluss der Tour haben wir noch ein Schokoladentasting gemacht und festgestellt, dass die Schokolade hier süßer ist als bei uns. Gerade die 60% Schokolade ist hier angenehm süß, während sie mir in Deutschland schon immer etwas zu bitter ist. Ein Täfelchen wanderte in unsere Tasche und ein paar Dollar aus dem Portemonnaie. Wie Nico sagt, wir können nicht so viele Souvenirs kaufen, weil wir ja alles tragen müssen. Also gibt es laut ihm nur Souvenirs, die man aufessen kann. 😉
Ganz so wie er sich das denkt wird es wohl nicht funktionieren. Spoiler: Hat schon in Quito nicht funktioniert.
Nach der Tour sind wir dann noch zur Basilika del Voto Nacional gelaufen. Um die gesamte Altstadt einmal zu durchqueren, braucht man gar nicht so lange. Die Sehenswürdigkeiten im Zentrum liegen recht praktisch beieinander und so waren wir ganz fix an der Basilika. Das besondere an der neugotischen Kirche ist, neben ihrem eindrucksvollen Aussehen die Wasserspeier und der Aufstieg auf die Türme.
Die Wasserspeier an der Basilika sind nämlich Tieren aus Ecuador nachempfunden.
Da findet man Lamas, Meereidechsen oder Gürteltiere genauso wie Albatrosse und Fregattvögel in Stein gehauen.
Am besten kann man diese Speier sehen, wenn man auf die Türme der Basilika steigt. Das haben wir gemacht und so nochmal einen großartigen Blick über die Altstadt von Quito gehabt.
An unserem vierten Tag sind wir mit der Teleferico auf den Hausberg von Quito gefahren. Man startet auf knapp 3100 Meter und dann geht es mit der Seilbahn nochmal hoch bis auf 4000 Meter. Die Luft ist hier oben noch etwas knapper, aber mit einer Thermoskanne Coca Tee im Gepäck waren wir gerüstet. Hier oben war es einfach herrlich. Man entflieht der Stadt und der Lautstärke für eine Weile und findet sich in herrlicher Natur wieder. Wir sind hier oben ein wenig umhergewandert, haben nochmal ein paar Höhenmeter gemacht und einfach die Natur und die Ausblicke auf Quito genossen. Es war ein wunderschöner Tag.
Am nächsten Tag ging es für uns nach Otavalo. Die Stadt liegt im Norden, etwa 60km von Quito entfernt und beherbergt einen der größten indigenen Kunsthandwerksmärkte Südamerikas. Und was gibt es da zu kaufen? Natürlich Ponchos über Ponchos und was ist ein Besuch in Südamerika, ohne einen Poncho zu kaufen. Man hat dort die Qual der Wahl. Es gibt sie in so vielen verschiedenen Mustern und Farben und es ist echt schwer sich da einen rauszusuchen. Ich habe jetzt einen Poncho. Aus schöner, weicher Alpaka Wolle. Ein schönes Andenken an Ecuador, das Nico jetzt immer gut verpacken muss.
Es ist zwar jeder Tag ein Markttag in Otavalo, aber am Samstag ist am meisten los. Also wollte ich da auch an einem Samstag hin. Wir haben uns für eine Tour entschieden, die neben dem Markt in Otavalo auch noch ein paar andere Stopps mit dabei hatte.
Morgens 7:30 ging es los. Erster Stopp ein Café in Cayambe. Vorher hatte ich das noch nie gehört, aber seitdem wir da leckere Bizcochos getestet haben, werden wir es wohl nicht mehr vergessen. Bizcochos sind die Spezialität dieser Stadt, kleine längliche, zweimal gebackene Kekse, die man am besten mit leckere Dulce de Leche futtert. Das ist ein Karamellaufstrich und superlecker.
Die Ecuadorianer lieben übrigens Zucker. Sie machen ihn überall rein und überall gibt es Süßigkeiten zu kaufen. Selbst auf den für uns herzhaften Empanadas con Queso ist Zucker obendrauf.
Nach unserem leckeren Ausflug in die Backstube Cayambes ging es dann weiter nach Otavalo. Der Handwerksmarkt zieht sich durch die ganze Innenstadt und ist wirklich groß. Als wir mittags ankamen war noch nicht so viel los und man konnte sich gut durch die Marktgassen bewegen. Es gab allerlei zu kaufen. Natürlich Ponchos und Pullover mit wunderschönen Mustern aber auch großartige Gemälde und Decken, die so schön waren, aber leider nicht in unser Reisegepäck passen. Damit das Gepäck nicht gesprengt wird, gab es nur einen Poncho und Magneten und nach 2 Stunden saßen wir wieder im Bus.
Unser letzter Stopp für den Tag war dann noch die Laguna Cuicocha. Dieser mit Wasser gefüllte Vulkankrater liegt auf 3000 Meter Höhe und ist eine beeindruckende Naturlandschaft, wie wir es vorher noch nie gesehen haben. Wir sind ein kleines Stück am Kraterrand entlang gegangen und haben an einigen Aussichtspunkten gehalten. Man kann auch um den gesamten Krater herumwandern. Schön sind auch die ganzen Blumen, die dort blühen. Es gibt Orchideen, die da einfach so am Wegesrand wachsen. Sowas haben wir noch nie gesehen, wir kennen sie nur im Topf und auf der Fensterbank oder aus Botanischen Gärten. Es ist schon beeindruckend sie in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen.
Nach der Lagune gab es noch ein Essen und dann hat uns der Bus wieder zurück nach Quito gebracht. Wir kamen im Dunkeln an und mussten somit mutig sein. Quito ist groß und es gibt wie überall in Ecuador auch hier sehr viel Armut. Als Tourist fällt man auf und kann somit schnell mal ein Ziel sein. Daher sollte man einige Stadtteile meiden und gerade nach Einbruch der Dunkelheit besser nicht mehr unterwegs sein. Daher waren die gut 500 Meter zu unserem Hostel an diesem Abend von ein wenig Herzklopfen begleitet. Aber da es in Ecuador immer schon 18 Uhr dunkel wird, das aber ja eigentlich noch nicht so spät ist, waren auch noch einige Leute unterwegs.
An unserem letzten Tag in Quito haben wir dann noch den Äquator besucht, denn der verläuft hier ganz in der Nähe. 1736 haben hier französische Wissenschaftler den Äquator, also den Mittelpunkt der Welt festgelegt. Das Mitad del Mundo ist ein Monument, das an dieser Stelle steht und die Äquatorlinie, also die Trennung der Nord- und Südhalbkugel markiert.
Das Abenteuer beginnt mit Busfahren in Quito. Es ist etwas verwirrend und so haben wir „Schisser“ bisher immer das Taxi oder eine Tour genommen. Das merkt man allerdings auch am Geldbeutel, also hieß es jetzt mutig sein und Busfahren in Quito.
Hat am Ende ganz gut geklappt und wir sind angekommen, wo wir hinwollten. Busfahren in Quito fühlt sich stellenweise in etwa so an wie Achterbahn fahren im Vergnügungspark. Der Busfahrer beschleunigt und bremst wie ein Wilder und Unebenheiten oder gar Hügel in der Straße werden einfach im halsbrecherischen Tempo genommen. Während wir uns mit allem festkrallten, was wir so nutzen konnten, standen die Ecuadorianer entspannt im Bus. Man braucht wohl einfach eine sehr flexible Wirbelsäule, gesunde Bandscheiben und Bauchmuskeln, um in Ecuador Bus zu fahren.
Wir haben es überlebt und sind gut am Mitad del Mundo angekommen. Das Gelände ist wie ein kleiner Park mit Restaurants, Geschäften und dem Mitad del Mundo Monument angelegt. Man kann auch auf das Monument hinauf und hat dann einen schönen Blick von oben. Das Must Do hier war natürlich Fotos auf der gelben Linie, dem Äquator zu machen. Man kann also hier zwischen der Nord- und Südhalbkugel hin und her springen. Oder sagen wir fast.
Denn eigentlich ist die Äquatorlinie 240 Meter entfernt. Dank GPS weiß man das heute ganz genau. Aber schon beeindruckend wie genau die Herren, das 1736 mit einfachsten Mitteln hinbekommen haben. Da wo der Äquator wirklich verläuft, gibt es ein Museum. Dort wird einem sehr unterhaltsam vermittelt, was es bedeutet am Mittelpunkt der Welt zu stehen.
So wirkt zum Beispiel die Corioliskraft hier anders. Damit jetzt keiner googlen muss hier kurz die Erklärung: Die Corioliskraft entsteht aus der Drehbewegung der Erde. Wenn man auf der Nordhalbkugel zum Beispiel Wasser aus einem Becken nach unten ablässt bildet sich ein Strudel entgegen dem Uhrzeigersinn. Tut man das gleiche auf der Südhalbkugel, so bildet sich ein Strudel im Uhrzeigersinn. Am Äquator allerdings gibt es das nicht. Die Corioliskraft wirkt hier nicht und das Wasser fällt einfach senkrecht nach unten raus. Beeindruckend oder.
Witzig ist auch, dass man am Äquator nur ganz schwierig mit geschlossenen Augen geradeaus balancieren kann. Als würde unser Körper nicht damit klarkommen, dass hier andere Kräfte wirken. Ein lustiges Experiment.
Nachdem wir nun die höchste Hauptstadt der Welt erkundet haben, am Äquator von Nord nach Süd gehüpft sind und das erste Mal auf unserer Reise die 4000 Meter überschritten haben, verlassen wir Quito.
Quito sollte auf einer Reise nach Ecuador nicht fehlen. Die Stadt ist beeindruckend und hat viele schöne Sehenswürdigkeiten. Auch die Ausflüge in die Umgebung gehören wohl zum Pflichtprogramm. Aber wir sind ehrlich, wir freuen uns darauf die Stadt zu verlassen.
Es ist schön eine Stadt zu sehen, aber wir sind einfach Naturmenschen. Daher freuen wir uns auf unser nächstes Abenteuer. Und so geht es heute, eine Woche nach Ankunft in Ecuador, mit dem Bus nach Mindo in die Nebelwälder.
Grüße, Katja
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Barbara (Donnerstag, 21 April 2022 12:08)
Hallo Ihr Zwei,
das liest sich wirklich sehr schön und Ecuador ist ein tolles Land. Wir waren noch vor der Einführung des Dollars dort. Ist schon ganz schön lange her.... Wir konnten damals auch kein Spanisch und haben uns etwas geärgert, da die Menschen so nett waren und viele mit uns Kontakt aufnehmen wollten. Vielleicht habt ihr ja die Gelegenheit Spanisch zu lernen. Genießt das Land und die Leute.
Übrigens: Quito ist nicht die höchste Hauptstadt der Welt, das ist LaPaz in Bolivien, die liegt um die 4000 Meter hoch. Quito nimmt Platz 2 ein.
Liebe Grüße aus der Kurpfalz