Nach Lima zog es uns wieder in die Berge, also machten wir uns auf den Weg nach Huaraz. Knapp 350 Kilometer bzw. neun Stunden Busfahrt waren dafür zu überwinden.
Für uns war es im Grunde ein spontaner Umweg, denn eigentlich war der Plan gleich nach Süden in Richtung Cusco zu reisen. Die höchsten Berge Perus konnten wir uns aber nicht entgehen lassen, also haben wir eine Woche in Huaraz an den Cordillera Blanca eingeschoben.
Huaraz kannten wir von mehreren Blog’s und Vlog’s, besonders die Laguna 69 tauchte da immer wieder auf und das sah schon wunderschön aus. Diesen beeindruckende Gletschersee auf 4600 Höhenmeter kann man erwandern und wir haben oft gehört, dass das nicht einfach sein soll. Aber es sah immer so traumhaft aus und daher wollten wir diesen kleinen Umweg einfach in Kauf nehmen und nach Huaraz fahren.
Die Stadt liegt auf etwa 3050 Höhenmetern und die Wanderungen in und um die Cordillera Blanca führen bis auf Höhen von 5000 Metern. Wir waren uns anfangs sehr unsicher, ob das nicht zu viel für uns wird, aber wir hatten uns auch vorgenommen die 5000 Höhenmeter zu knacken. Außerdem bot sich Huaraz an, um zu testen, ob auf unsere Weltreise vielleicht doch noch ein echter Höhen Trek über mehrere Tage in uns steckt. Wir hatten uns also einiges vorgenommen für die sieben Tage und wir wurden nicht enttäuscht.
Die Landschaft um Huaraz ist einfach wunderschön. Auf der einen Seite liegt die Cordillera Negra, mit ihren geschwungenen braun-grünen Hügeln und auf der anderen Seite die Cordillera Blanca, mit ihren hohen, schnee- und gletscherbedeckten Gipfeln. Der Gebirgszug, ist nach dem Himalaya der höchste Gebirgszug der Erde. Hier gibt es 50 Gipfel über 5700 Höhenmeter und zahlreiche Bergseen, die man hier Lagunen nennt.
Gleich am ersten Tag haben wir alte Bekannte getroffen, Mandana und Robin hatten wir auf den Galapagos Inseln kennengelernt. Die Beiden waren schon ein paar Tage in Huaraz und so bekamen wir ein sehr ausführliches Briefing zu den Touren, die es hier so gibt und wie man am besten hinkommt.
Schnell war uns klar, dass wir nicht nur die Laguna 69 machen werden sondern auch noch ein paar andere Wanderungen. Mit all den Infos im Gepäck planten wir also unsere Zeit in Huaraz und packten die auch schön voll.
Die ersten beiden Tage haben wir zur Höhenakklimatisierung genutzt. Wir ließen es ruhig angehen. Naja … Wenn wir es ruhig angehen lassen wollen, sieht das dann eher so aus: Oh schau mal hier gibt es einen Aussichtspunkt über der Stadt. Oh cool, nur 250 Höhenmeter. Ja klar, lass mal machen…
So wanderten wir am ersten Tag dort hoch und genossen eine grandiose Aussicht über Huaraz und auf die Cordillera Blanca. Am zweiten Tag haben wir dann ausgeschlafen und den Ort erkundet und ein paar Besorgungen gemacht, bevor es dann am dritten Tag zu der ersten Wanderung ging.
Der Wanderstartschuss wurde die Laguna Wilkacocha. Der Startpunkt liegt nur 15 Minuten von Huaraz entfernt. Hier kann man bequem mit dem Collectivo Bus zum Startpunkt der Wanderung fahren. Ab dort geht es dann von 3100 Höhenmeter hinauf auf 3700 Höhenmeter, wo die Lagune liegt. Der Weg geht die 600 Höhenmeter stetig nach oben. Das war schon anstrengend, obwohl wir schon die Schotterstraße genommen hatten, auf der der Anstieg etwas moderater als auf dem eigentlichen Wanderweg ist.
Die Tour wurde dadurch fast doppelt so lang, aber das lohnt sich auch. In Kehren geht es den ganzen Weg hinauf und man hat immer wieder wunderbare Fernsichten in alle Richtungen.
Die Wilkacocha Lagune ist nicht der Star der Wanderung, sondern die grandiose Aussicht auf die Cordillera Blanca. Man wandert hier in der Cordillera Negra, die der Cordillera Blanca gegenüber liegt und hat bei schönem Wetter eine wunderbare Sicht auf die schneebedeckten Gipfel. Oben angekommen, haben wir eine lange Brotzeit gemacht und die Aussicht genossen, bevor es wieder hinunterging. Dann stellt man sich einfach an die Straße und hält die Hand raus, wenn ein Collectivo vorbeifährt. Die packen einen dann ein und fahren zurück nach Huaraz.
Der nächste Tag brachte uns zum Pastoruri Gletscher auf 5000 Höhenmeter. Diesen kann man nicht auf eigene Faust besuchen und so buchten wir eine Tour. Um 8:30 Uhr sollte es losgehen und wir an unserem Hostel abgeholt werden. 9:15 Uhr war immer noch keiner da und wir schrieben der Agency das erste Mal, ob sie uns vielleicht vergessen hätten. Alle anderen Wartenden wurden nach und nach abgeholt, aber uns wollte immer keiner mitnehmen. Woher die Guides wussten welche Touristen in ihren Bus gehörten und welche nicht, ohne mit jemanden zu sprechen, dass haben wir nicht herausgefunden. Die Agency schrieb dann gegen 9:30 Uhr, dass wir in 10 Minuten abgeholt werden. Der Bus kam und es war witzigerweise einer von denen die schon mal da waren. Der Guide wollte uns aber wieder nicht mitnehmen, genauso wie beim ersten Mal als er am Hostel war. Mit uns geredet hat er nicht, nur mit der Besitzerin des Hostel. Die hat ihm dann erklärt, dass sie nur noch uns hat und so musste er uns eben notgedrungen mitgenommen. Der Start war also schonmal ein schräges Erlebnis. Und viel besser wurde es auch nicht mehr.
Der Busfahrer fuhr zeitweilig wie ein Wahnsinniger, überholte alles was er konnte und drängte alle übrigen Fahrzeuge dann hupend aus dem Weg, damit er vorbeikonnte. Der Guide sprach nur Spanisch und die meiste Zeit der Tour, ging fürs Fahren oder Stopps in Restaurants drauf, die im Vergleich zu Huaraz vollkommen überteuert waren. Wir hatten, gut informiert wie wir waren natürlich unsere eigene Brotzeit und genug Snacks dabei. Aber gut, wir wollten zum Gletscher und wir kamen nach etwa 3 Stunden auch dort an. Mission erfüllt.
Der Pastoruri Gletscher liegt im südlichen Teil der Cordillera Blanca. Das ganze Gebiet ist Teil des Huascaran Nationalpark, benannt nach dem höchsten Gipfel Perus, dem Huascaran mit 6787 Metern, der auch in den Cordillera Blanca liegt.
Die Wanderung beginnt auf etwa 4800 Höhenmeter und ist nicht besonders lang. Nach etwa 200 Höhenmeter und 1,5 Kilometern Wegstrecke steht man vor dem Gletscher. Die Höhe macht das Ganze aber schon anstrengend und man muss langsam machen, viel trinken und auf seinen Körper hören. Uns ging es mit der Höhe ganz gut und wir haben den Gletscher problemlos erreicht. Es war für uns das erste Mal auf 5000 Metern. Das war ein großartiges Gefühl und wir waren stolz auf uns.
Ein paar Fotos und ein wenig Schneegestöber und wir machten uns wieder auf den Rückweg. Danach ging es dank unseres Busfahrers im halsbrecherischen Tempo auch wieder schnell zurück nach Huaraz.
Der dritte Tag führte uns dann zur Laguna 69. Die Wanderung gilt als wunderschön aber auch als sehr anstrengend. Hier kann man zwar auch auf eigene Faust hin anreisen, aber es ist relativ kompliziert und auch nicht viel preiswerter als mit der Tour. Im Gegensatz zum Tag vorher, hatten wir an diesem Tag eine hervorragende Tour, mit einem guten und vorsichtigen Busfahrer und einem sehr netten und engagierten Guide, der am Ende alle Teilnehmer zur Lagune hochbrachte.
Die Tour begann um 5 Uhr morgens. Pünktlich ging es wieder in den Huascaran Nationalpark, dieses Mal in den nördlichen Teil der Cordillera Blanca. Nach etwa 3 Stunden haben wir kurz für ein Frühstück angehalten und danach ging es hinein in den Nationalpark. Es geht hier schon an zwei wunderschönen blauen Lagunen vorbei.
Danach starteten wir bei 3920 Höhenmeter zur Laguna 69, die auf 4580 Metern liegt. Der Weg führt durch ein wunderschönes Tal mit Blick auf gigantische Wasserfälle, bevor es in zwei steilen Anstiegen hinauf geht. Die Anstiege sind nicht ohne und man hat das Gefühl, man wird nie ankommen. Aber mit Zeit und Ausdauer haben wir es geschafft und sind die 600 Höhenmeter in knapp 3 Stunden hinauf gestiefelt. Unser Guide war auch super. Er hat nach allen geschaut, sich Zeit genommen und auch die, die ein wenig mehr Probleme hatten mit viel Ruhe und Zeit hinauf zur Laguna gebracht. Er kam nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden mit den Letzten an der Lagune an.
Hier oben nahmen wir uns etwa 45 Minuten Zeit, bevor wir wieder den Rückweg antreten mussten. Von oben hatte man auf dem Rückweg nochmal richtig schöne Aussichten auf das Tal und die Berge. Der Huascaran hat sich allerdings an diesem Tag leider in den Wolken versteckt. Nach 13 Kilometern und 6 Stunden ging es dann mit dem Bus wieder zurück nach Huaraz.
Für unseren letzten Wandertag in Huaraz hatten wir uns noch etwas richtig Herausforderndes aufgehoben. Die Churup Lagune sollte unser ultimativer Test werden. Es geht nur etwa 4 Kilometer hoch, aber dabei muss man knapp 600 Höhenmeter mit bis zu 40 Prozent Steigung überwinden. Und die Wanderungen der letzten drei Tage steckten ja auch noch in unseren Beinen. Es war unsere abschließende Challenge.
Von Huaraz kann man mit Collectivo Bussen zum Startpunkt fahren, die am Nachmittag auch wieder zurück fahren.
Vom Parkplatz aus starteten wir kurz nach 9 Uhr unseren Aufstieg. Über relativ hohe Stufen geht es kontinuierlich nach oben. Es war anstrengend, um nicht zu sagen zum Heulen. Warum werden auf Wanderwege eigentlich die Stufen immer so hoch angelegt? Man braucht zumindest gefühlt viel mehr Kraft, als wenn es einfach einen Schotterweg hoch gehen würde. Ich habe schon gedacht, dass schaffen wir niemals, aber ich bin ja bekanntlich etwas stur, also ging es weiter.
Kurz nachdem man die Kontrolle des Nationalparks auf etwa halber Strecke passiert hat, teilt sich der Weg. Man kann zwei Wege zum Aufstieg wählen. Einer führt über Klettersteige mit Seilen und Ketten direkt neben dem Wasserfall hinauf. Der zweite ist länger und führt noch einmal etwa 100 Höhenmeter weiter auf den Berg, aber dafür ohne viel Klettern. Es gibt nur eine kurze steile Wand die etwas anspruchsvoller ist, hier geht es etwa 4 Meter hoch.
Wir entschieden uns für den Zweiten. Es war anstrengend und ging die ganze Zeit steil über Stufen, Steine und Geröll nach oben. Wir waren so froh als wir endlich am Aussichtspunkt angekommen waren. Wir hätten zwar auch noch hinunter zur Lagune gekonnt, aber wir wussten, dass auch der Rückweg mit den ganzen Steinen nochmal richtig anstrengend wird und haben eine sehr ausgiebige Pause am Aussichtspunkt gemacht. Auf dem Felsen über der Lagune hat man die Aussicht auf die gesamte Lagune und den dahinterliegenden Gletscher des Churup, wir sind uns sicher, dass das unten nicht mehr besser werden konnte.
Danach ging es die 3,5 Kilometer wieder runter, wo die Collectivos warteten und uns zurück nach Huaraz brachten. Danach wollte ich keine einzige Treppe mehr laufen und hatte am nächsten Tag ordentlich Muskelkater.
Unser Fazit zu unserer Woche in Huaraz ist, dass wir mehr schaffen können als wir vielleicht anfangs dachten. Hätte man mir vor 2 Monaten gesagt, dass wir täglich 600 Höhenmeter am Stück in diesen Höhen nach oben wandern, dann hätte ich gelacht und gesagt: ja vielleicht vor 15 oder 20 Jahren, aber jetzt schaffen wir das nicht mehr. Wir sind stolz auf uns, unsere Ziele hier täglich erreicht zu haben.
Damit war unser Testlauf für mehrtägige Höhen Treks erfolgreich und so haben wir uns noch in Huaraz dazu entschieden, den ersten noch in Peru zu machen. Das wird der Salkantay Trek bei Cusco sein, den wir bereits gebucht haben. Am Ende des Monats wird es damit losgehen und wir freuen uns schon riesig darauf. Bis dahin wird aber erstmal nicht mehr soviel gewandert.
Eure Katja
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