Wo ist nur die Zeit geblieben? Gerade waren wir noch in Costa Rica und jetzt sind wir schon in Mexiko. Dabei haben wir noch keine einzige Zeile zu Guatemala geschrieben. Das müssen wir dann jetzt mal schnell noch nachholen.
Von Costa Rica sind wir nach Guatemala geflogen und der Empfang war schon interessant. Nachdem wir nachts um drei aufgebrochen sind, kamen wir etwas übermüdet in Guatemala City an. Bei der Einreise ging alles superschnell. Wir mussten nicht einmal unsere Masken absetzen, um den Stempel für 90 Tage zu bekommen. Das war schon etwas Strange, aber rückblickend können wir sagen, es passt irgendwie zu dem Land.
Unser Plan sah vor, dass wir direkt nach Antigua fahren und Guatemala City hinter uns lassen. Im Internet hatten wir Transfers ab 80 Euro gefunden, weswegen wir beschlossen hatten, erst am Flughafen danach zu schauen. Uber hätte knapp 30 Euro gekostet, das Taxi 40. Da kam uns das Shared Shuttle sehr gelegen für 13 US-Dollar pro Person. Dafür entschieden wir uns, bezahlten und warteten auf einen weiteren Fahrgast. Ab 3 Personen fahren sie wurde uns gesagt. Naja, nach 2 Stunden war immer noch keine dritte Person gefunden und so wollten wir wissen welche Alternativen da sind. Geld gab es nicht zurück, damit fiel Uber schonmal aus. Für 35 Dollar können wir das Shared Shuttle aber als privaten Transport kriegen. Etwas Zähne knirschend stimmten wir zu, bezahlten den Rest und wurden zu einem Taxi geführt. Es fühlte sich wie eine Satire an, gerade auch weil in dem Moment nur noch ein Taxi dort stand und das war von allen die wir in den 2 Stunden kommen und wieder fahren gesehen haben, das älteste und kleinste und wie üblich ohne Sicherheitsgurte. Der Fahrer war aber sehr nett und wir fanden mit ihm zusammen und Google dann in Antigua auch unsere Unterkunft.
In Antigua waren wir fünf Tage. Es ist eine alte Kolonialstadt und war vor der Unabhängigkeit die Hauptstadt der spanischen Kolonie in Zentralamerika. Das Gebiet, das von hier aus verwaltet wurde, erstreckte sich von Chiapas in Mexiko bis nach Costa Rica. Die Geschichte der Stadt ist somit lang und ereignisreich, einen der größten Einflüsse hatte aber die Lage in einem Erbebengebiet. So stand Antigua nach der Zerstörung durch ein Erdbeben sogar fast 100 Jahre leer und war sozusagen eine Geisterstadt.
Heute ist es das touristische Zentrum von Guatemala. Neben der Stadt im kolonialen Stil stechen vor allem die Vulkane in der Umgebung heraus. Über der Stadt erheben sich drei von Ihnen: der Agua, der Fuego und der Acetenango. Und genau deswegen waren wir hier, man könnte sagen die Besteigung des Acetenango war überhaupt der Grund nach Guatemala zu kommen. Die zweitägige Trekking Tour auf diesen Vulkan, von dem aus man die beste Sicht auf den benachbarten Fuego hat, war dann auch eines der größten Highlights in den letzten sieben Monaten. Den aktiven Fuego beim Feuerspucken zu beobachten war beeindruckend und das Landschaftspanorama über den Wolken ist atemberaubend.
Unsere Tour auf den Acetenango begann mit einem Briefing am Abend zuvor. Wir bekamen gut 1 Stunde lange alle Infos Zur Tour, zu den Anforderungen und und und. Wir hatten nie zuvor so ein ausführliches und gutes Vorgespräch und waren gespannt auf den nächsten Tag.
6 Uhr trafen wir uns mit all den Teilnehmern an der Agency. Wir waren 27 Leute, 3 Guides und später noch gut 10 Porter, die von einzelnen Wanderern den Rucksack nach oben schleppten. Eine richtig große Truppe.
Aber zurück zum Start. Erstmal wurde gepackt, dann wurde gefrühstückt und dann mussten wir auch noch zum Startpunkt der Wanderung fahren. Wir hatten Hummeln im Hintern und es zog sich alles so wahnsinnig für uns. Erst um kurz nach 9 Uhr starteten wir unsere Wandertour.
Von 2400 Metern ging es hinauf in unser Camp auf 3550 Meter. Anfangs war der Weg richtig steil und unangenehm aber nach knapp 2 Stunden war dieser geschafft und das Gelände wurde etwas flacher und angenehmer. Jetzt konnten wir die Landschaft um uns herum auch so richtig genießen. Wir waren über den Wolken und durchliefen erst das Farmland und später den Nebelwald. Es war wieder einmal wunderschön und nach gut 6 Stunden waren wir auch schon da. Durch die vielen Pausen und die Kurze Strecke von nur 8 Kilometer, hatten wir zwar einige Höhenmeter überwunden, aber irgendwie fühlte es sich recht schnell und einfach an. Und so kamen wir entspannt am Camp an.
Der Fuego war in diesem Moment vor uns komplett sichtbar und hat erst einmal so richtig losgelegt. Riesige Aschewolken kamen aus dem Krater und das Grollen war so laut. Und dann verschwand er genauso schnell wieder in einer Wolke und es begann zu regnen.
Jetzt begann die Überlegung, Fuego besteigen oder nicht. Das großartige an unserer Agency war nämlich, dass wir uns auch erst hier oben im Camp entscheiden konnten, ob wir noch die zusätzliche Wanderung auf den Fuego machen wollten. Dafür geht es wieder ein Stück die Flanke des Acetenango nach unten und auf der anderen Seite straight nach oben auf den Grad des Fuego, wo die Vegetation aufhört. Dort steht man dann 600 Meter vor dem Krater des Fuego und sieht hautnah, wie er glühendes Gestein spuckt.
Nico hat schnell entschieden, dass er darauf keine Lust hat und im Camp bleibt. Ich habe nach langem Hadern und als die Sonne wieder etwas rauskam, entschieden die Wanderung zu machen. Schließlich sind wir nur dieses eine Mal hier. Gesagt, getan. 300 Höhenmeter ging es zusätzlich nochmal nach oben und den größten Teil der Strecke habe ich im Dunkeln mit Stirnlampe zurückgelegt. Es war anstrengend und ich kam ganz schön an meine Grenzen aber da oben vor diesem Vulkan zu sitzen und in völliger Finsternis zu sehen, wie er vor mir ausbricht hat alle Qualen gerechtfertigt.
Ich war aber froh als ich gegen 21 Uhr wieder im Camp war. Nach einem kurzen Essen ging es auch schon ins Bett. 6 Leute lagen Schlafsack an Schlafsack in unserer kleinen Hütte und jeder versuchte etwas Schlaf zu bekommen denn 3:20 Uhr klingelte schon wieder der Wecker.
Kurz vor 4 Uhr marschierten wir los zum Gipfel des Acetenango auf 3976 Meter. Der Weg hinauf hatte es wieder richtig in sich. Der Weg ging steil nach oben und bestand überwiegend aus losem Geröll. Der Aufstieg war hart und zeitweise überlegten wir, ob es nicht besser wäre, einfach den Sonnenaufgang vom Camp aus anzuschauen, aber wir wollten da hoch. Und Sturheit haben wir ja genug im Gepäck also sind wir da auch hochgelaufen. Um 5:20 Uhr kamen wir auf dem Gipfel des Acetenango an und standen, frierend in einer großen Wolke.
Es war richtig kalt, so dass uns fast die Finger abfielen bei dem starken Wind, aber dann sahen wir sie: die kleine runde Sonnenscheibe, die sich ihren Weg durch die dicken Wolken erkämpfte. Immer wieder tauchte die Landschaft mit all den Vulkanen unter uns auf und verschwand schnell wieder in den Wolken.
Es war wunderschön und durch die Wolken hatte es eine ganz Besondere Stimmung. Nach knapp 30 Minuten traten wir aber den Rückweg an, bevor wir da oben am Gipfel erfroren. Runter geht bekanntlich schneller und so rutschten wir die gerölligen Pfade hinunter.
Nach einem Frühstück im Camp mussten wir dann dem Fuego Tschüss sagen und machten uns auf den Rückweg zum Startpunkt der Wanderung. Insgesamt sind wir in diesen 2 Tagen knapp 2000 Höhenmeter hinaufgelaufen, haben zwei Vulkane bestiegen und wieder viele nette Leute kennen gelernt. Ein sehr großes Highlight unserer Reise.
Neben der Tour zum Acetenango, sind wir auch auf dem Pacaya Vulkan gewesen. Der Pacaya ist auch noch aktiv und in dem alten Lavafeld kann man über dem heißen Gestein immer noch Marshmallows rösten und sogar Pizza backen.
Ansonsten hat uns Antigua vor allem durch seine umtriebigen Gassen abgeholt, es gibt unzählige Cafés, Restaurants und kleine Geschäfte. Der überdachte Markt ist ein kleines Labyrinth, vor dem die lauten Chicken Busse in die Region starteten. Gerade am Wochenende wird es dann voll in der Stadt und man hat das Gefühl, auf jeden Einwohner kommen drei Besucher.
Ein besonderes Highlight war die Begegnung mit Anna und Stephan, die beiden kannten wir schon ein bisschen von Instagram und in Antigua haben wir uns mal persönlich getroffen und einen schönen Vormittag inklusive Brunch verbracht.
Nach Antigua ging es weiter an den Atitlan See. Die Anfahrt war schon spannend, das erste Mal Touri Shared Shuttle. Naja, so richtig cool war es nicht. Eng, stickig und nervöse Fahrweise sind wohl treffende Attribute. Die Autobahn war nicht mehr ganz so in Schuß. An manchen Stellen waren die Betonplatten der Fahrbahn aufgebrochen, riesige Bruchstücke lagen in noch größeren Löchern und an manchen Stellen formten sie sogar kleine Sprungschanzen. Kein Wunder also, dass wir für die knapp 150 Kilometer fast 6 Stunden gebraucht haben. Für Guatemala hatten wir uns komplett für die Shuttles entschieden, denn die Sicherheitslage ist nicht die beste. Uns wurde mehrfach empfohlen den lokalen Nahverkehr zu meiden, da Diebstähle und Unfälle mit Bussen nicht selten vorkommen.
Am Atitlan See hatten wir uns leider den falschen Ort herausgesucht. San Pedro stellte sich eher als Partymeile heraus und so hatten wir zwar den Seeblick von unserem Zimmer, allerdings auch die ganztägige Beschallung der umliegenden Shops, Bars und Restaurant. Da gab es von Metall über spanischen Pop bis zu Euro Dance alles, was man sich vorstellen kann und das gerne auch gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen.
Landschaftlich hatte der Atitlan See schon etwas zu bieten, die umliegenden Vulkane und Berge machen ein unglaubliches Panorama. Wenn Wolken und Nebel dazu kommt gab es hier großartige Stimmungen.
Darüber hinaus war es für uns aber eher unspektakulär. San Pedro konnte uns gar nicht abholen. Eine kleine Bootstour brachte uns dann über den See nach San Marcos, wo es am Ufer eine Yoga und Ayurveda Community gibt. Hier findet man vielerlei Kurse, Hotels und Cafés. Für Nico wurde es aus zwei Gründen zum Highlight, zum ersten wegen dem hervorragendem Sauerteigbrot, das wir hier gefunden haben und zum anderen wegen einem Café Besuch. Dort dachte er sich, nämlicher probiert mal eine Spezialität, ohne so richtig zu lesen, was es ist. Naja, die Hauptbestandteile waren kalter Kaffee, Cardamon und Rote Beete Saft. Er hat noch nie so langsam etwas getrunken und meinte danach, dass es nicht wirklich gut schmeckte aber irgendwie anregend war.
Vom Atitlan See ging es nach vier Tagen wieder nach Antigua und dann direkt nach Flores. Das waren 12 Stunden im Minibus, dann gab es ein Abendessen und dann ging es in nochmal einer Stunde weiter in den Tikal Nationalpark. Das sollte unser zweites großes Highlight in Guatemala werden.
Tikal ist eine riesige Mayaruine, die mitten im Dschungel liegt. Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten die Stätte zu besuchen. Entweder man kommt für einen Tagesausflug von Flores oder man übernachtet in dem Nationalpark. Wir haben letzteres gemacht und zwei Tage auf einer Lodge verbracht. Ein weiteres Beispiel für schräge Sachen in Guatemala, war die Beschaffung der Tickets für Tikal. Da wir erst nach 20 Uhr ankamen, mussten wir die Tickets schon vorab kaufen, denn der Eingang zu Tikal ist etwa 17 Kilometer vom Parkeingang entfernt, was der einzige Ort vor Ort ist, wo man Tickets bekommt. Aber das ist gar kein Problem, denn die Tickets für Tikal bekommt man im ganzen Land, nämlich bei der Bank, um genau zu sein bei der BanRural.
Und wie sich das gehört für Guatemala steht auf der Internetseite ein anderes Bankunternehmen. Der Besuch der Bank ist dann auch ein Erlebnis, denn um reinzukommen muss man seinen Reisepass mitbringen und an den Schalter darf nur immer einer.
Darauf weisen einen nette uniformierte Männer mit Pumpguns hin. Die Tickets haben wir in Antigua nach einigen Anlaufschwierigkeiten aber problemlos am Schalter bekommen.
Neben den Ruinen gibt es in Tikal auch allerlei Tiere zu entdecken. So begrüßten und die Nasenbären schon zum Frühstück, nachdem die Brüllaffen uns mit ihrem Gebrüll schon geweckt hatten.
Der Vorteil an der Lodge ist, dass man richtig viel Zeit für die Ruinen hat, und so haben wir nach der Sunrise Tour auch den Rest des Tages dort verbracht und waren am Ende über 10 Stunden in der Anlage. Besonders beeindruckend fanden wir, das Zusammenspiel mit der Natur, die sich mit aller Kraft das Gelände der alten Stadt zurückerobert hatte. Die Stadt Tikal wurde vor etwa 800 Jahren von den Maya aufgegeben und zu dieser Zeit gab es hier keinen einzigen Baum. Das ist eine verrückte Vorstellung, wenn man dort heute in einem üppigen Nebelwald steht. Der Morgen auf der Pyramide 4 wird uns auch noch lange im Gedächtnis bleiben, gar nicht wegen der Aussicht, die hatten wir wegen der großen Wolke nämlich nicht. Das faszinierende war vielmehr, dem Dschungel beim wach werden zuzuhören und wie er von sehr still zu sehr laut wechselt. Da rufen die Brüllaffen, es zwitschern allerlei Vögel und ab und an gibt es Geräusche, von denen man nicht weiß, woher sie kommen. Das war ein echtes Spektakel.
In Tikal blieben wir 2 Tage, dann ging es wieder zurück nach Flores. Das ist kein richtiger Ort, sondern eine kleine Insel, die zu der Stadt Santa Elena gehört. Der riesige See ist eine weitere Attraktion in dieser Ecke von Guatemala, aber wir blieben hier nur eine Nacht. Schlenderten am Ufer entlang und hatten ein richtig gutes Stück Käsekuchen, bevor es dann auf unser letztes Abenteuer in Guatemala ging.
Für den Transfer nach Mexiko buchten wir wieder ein Shuttle, dass uns in etwa 7 Stunden von Flores nach Palenque bringen sollte. Die Firma hieß Adrenalina Tours und diesem Namen sollten sie auch ein bisschen nachkommen. Als wir an der Busstation ankamen gäbe es vier Busse. Wir liefen von Bus zu Bus und wurden immer weitergeschickt. Gestartet beim modernen Reisebus mit Klimaanlage kamen wir so beim 25 Jahre alten Minibus an, gegen den viele Collectivos aus Peru Luxusfahrzeuge gewesen wären. Unser Fahrer stellte sich als Marvin vor, lud das Gepäck ein, drehte die Musik auf und fuhr rasant los und als er aus der Stadt war raste er über die Pisten von Guatemala. Sicherheitsgurte … mal wieder nicht vorhanden. Unterwegs zeigte uns Marvin noch einige Highlights am Wegesrand, das skurrilste waren dabei zwei Nilpferde in einem Schlammloch auf einer Pferderanch.
Unterwegs fiel uns dann auf, dass Marvin immer wieder Probleme hatte, den Gang reinzubekommen. Aber er meinte wir sollen uns keine Sorgen machen. Das Auto läuft top, nur die Schaltung spinnt manchmal, das ist aber nicht schlimm. Nach etwa 3 Stunden stoppten wir an einer Militärkontrolle und nachdem der Offizier der Special Forces alles kontrolliert hatte, hätten wir weiterfahren können. Nur ging der Motor nicht mehr richtig an oder der passende Gang nicht rein. Kein Problem meinte Marvin, klappte seinen Sitz nach vorn und legte den Motor und die Batterie frei. Er schaute ein paar Minuten nach allem, dann lieh er sich von einem der Soldaten ein Kampfmesser und reinigte damit die Kontakte der Batterie. Dann sollte es weitergehen aber der Motor stotterte nur kurz, aber wir hatten ja Glück, dass da gerade 5 Soldaten waren. Die schoben dann den Bus an und wir rollten den kleinen Hügel herunter, aber dann war leider auch wieder Schluss, denn Marvin bekam den Bus nicht mehr an. Das Ende vom Lied war, dass wir etwa 20 Kilometer vor der Grenze strandeten. Nichts ging mehr.
Marvin war das unangenehm, aber er meinte wir sollen uns keine Sorgen machen, er regelt das. Nach etwa dreißig Minuten gab er seine Reperaturbestrebungen aber auf. Er telefonierte dann ein paar Minuten, gab uns unser Gepäck und meinte wir gehen jetzt über die Straße und dann geht es weiter. Etwa 10 Minuten später saßen wir dann zusammen mit Marvin und unserem Gepäck auf der Rückbank eines Collectivos und fuhren zur Grenze, wo uns Marvin an seinen mexikanischen Kollegen übergab.
Der Grenzübertritt dauerte etwa anderthalb Stunden und dann ging es ohne weiter Zwischenfälle nach Palenque. Und dann waren wir auch schon in Mexiko.
Grüße, Katja & Nico
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