Nach fast zwei Monaten in Malaysia war es nun endlich so weit: unser Flieger hob ab mit Kurs auf die Insel Borneo. Ich weiß nicht wie viele Dokumentationen und Berichte ich schon über Borneo geschaut und gehört hatte und für mich war es immer ein riesiger Wunsch einmal nach Borneo fliegen zu können.
Die größte Insel der Welt gehört zum Teil zu Malaysia und zum Teil zu Indonesien. Ganz im Norden findet man dort auch noch das kleine Königreich Brunei. Wir steuerten den nordwestlichen Bereich von Borneo an, die Provinz Sarawak, die zu Malaysia gehört.
Hier liegt die große Stadt Kuching mit immerhin 600000 Einwohnern. Damit zählt sie zu einer der größten in Malaysia und wenn man erst einmal dort ist, fällt einem das auch sofort auf. Man kann eine gute Stunde vom Flughafen mit dem Bus bis ins Stadtzentrum fahren und sieht nicht viel mehr als Häuser, noch mehr Häuser und Malls.
Kuching hat uns aber richtig gut gefallen. Wir haben im Zentrum der Stadt in einem kleinen Hotel gewohnt und hatten nur wenige Minuten Fußweg zur Uferpromenade. Durch die Stadt fließt der Sarawak und entlang einer schönen Uferpromenade hatten wir hier einen großartigen Blick auf den Sonnenuntergang, die moderne Fußgängerbrücke und der Kommunalverwaltung, deren Gebäude sehr eindrucksvoll aussieht und am Abend beleuchtet ist und es auch noch Wasserspiele und Musik gibt. Entlang der Promenade konnten wir wunderbar spazieren, die Stadt genießen und uns den ein oder anderen Eistee gönnen. Perfekt also für einen entspannten Nachmittag. Am ersten Abend, als wir ankamen hatten wir wunderbares Wetter und einen grandiosen Himmel über dem Fluss. Perfekter Start für Borneo also.
Die Ernüchterung kam bei mir am nächsten Tag, denn es regnete recht arg. Wir wollten uns aber die Laune nicht vermiesen lassen und zogen trotzdem los. Das erste Highlight stand auf dem Plan: wilde Orang-Utans sehen.
Wobei wild ist vielleicht der falsche Ausdruck. Es gibt nur noch 115000 Orang-Utans auf unserer Erde. Wir haben so viel Einfluss auf deren Lebensraum genommen, dass die Zahl stetig gesunken ist. Nur noch auf Borneo und Sumatra sind die großen Affen noch beheimatet. So richtig wild sieht man sie da aber teilweise auch nicht mehr.
Bei Kuching und auch im Rest von Borneo gibt es zahlreiche Schutzcenter für Orang-Utans. Dort werden verwaiste und verletzte Tiere aufgenommen oder auch solche, die aus der menschlichen Haltung befreit wurden. Dor bekommen sie meist in Schutzgebieten ein neues Zuhause. Sie leben zwar frei in ihrem Schutzgebiet aber können, wenn sie wollen zu festen Fütterungszeiten ein paar Bananen, Papayas oder Zuckerrohr abstauben.
Das ist dann auch der Moment, wo wir Menschen mal die Chance haben sie zu sehen. So auch im Semenggoh Wildlife Center in Kuching. 28 Orang-Utans leben hier in einem Schutzgebiet, das sehr nah an der Stadt ist und mit dem Bus erreichbar für uns war. Die Affen sind teilweise in 3ter Generation dort geboren oder aber gerettet wurden. Zweimal am Tag, können wir Menschen zu festen Fütterungszeiten in Begleitung der Ranger auf das Gelände und bei Glück die Orang-Utans sehen.
Natürlich haben wir das gemacht und als wir am Center ankamen, hat es glücklicherweise auch aufgehört zu regnen. Ob man an einem der 4 Futterplätze einen Orang-Utan sieht oder nicht ist absolutes Glück. Manchmal, gerade dann, wenn die Früchte im Dschungel auch reif sind, kommen sie nicht, weil sie darauf nicht angewiesen sind. Wir hatten bei unserem ersten Besuch richtig Glück und haben 3 Männchen beim Futtern beobachten dürfen. Darunter auch Ritchie, oder der King oder auch der Alpha des Semenggoh Schutzgebietes. Es war einfach unbeschreiblich schön.
Da die Ranger erzählten, dass gerade 2 Tage zuvor wohl Orang-Utan Nummer 28 auf die Welt gekommen sei und die Mama auch mit dem Baby zur Fütterung kommt, haben wir 3 Tage später nochmal unser Glück versucht und sind an einem sonnigen Nachmittag wieder zum Semenggoh Center gefahren. Es war zwar unbeschreiblich voll, so viele Menschen wollten die Orang-Utans sehen, aber wir hatten auch einfach so viel Glück.
Plötzlich waren da 8 Orang-Utans gleichzeitig und ließen sich die Früchte schmecken. Nicht nur das, zwei Mamas mit ihren Babys waren da. Das eine Jungtier war bereits 1 Jahr halt und klammerte sich schützend an seine Mama. Und das andere Baby war nun gerade einmal 5 Tage alt. Es war so klein und klammerte sich an die Mama. So richtig wusste es gar nicht was da um es herum überhaupt passierte. Ob es ein Männlein oder Weiblein ist, konnten die Ranger auch noch nicht sagen. Auch die älteren Kids waren bei ihren Müttern noch dabei.
Orang-Utans tragen nur alle 4-6 Jahre ein Junges aus und das wohl nur etwa 4-mal im Leben. Die Jungtiere leben dann 6 Jahre bei ihrer Mama, bis sie alles gelernt haben, was sie zum Überleben wissen müssen. Deshalb verschwinden die Orang-Utans einfach so viel schneller, als das neue geboren werden. Diese Jungtiere und die Babys zu sehen war daher ein wahnsinnig schöner Moment. Es sind so wundervolle Tiere und es stimmt traurig, dass wir sie irgendwann vielleicht von dieser Welt vertrieben haben.
Die andere Affenart, die nur auf Borneo heimisch ist und weswegen ich immer nach Borneo wollte, sind die Nasenaffen. Die drolligen Affen mit den großen Nasen und runden Bäuchen leben nur hier auf der Insel. Die Nase ist übrigens Ausdruck von der Männlichkeit des Nasenaffen. Umso größer die Nase umso größer… ihr versteht schon. Die Mädels haben daher keine großen Nasen.
Die runden Bäuche kommen daher, dass sie nur Früchte und Blätter fressen und diese quasi den Bauch aufblähen. Damit sie nicht platzen, sind sie daher ununterbrochen am Futtern.
Der beste Ort sie zu sehen, ist in der Nähe von Kuching im Bako Nationalpark. Mit dem Boot kann man zu diesem Nationalpark fahren, dort übernachten und auf allerlei Trails die Affen beobachten. Natürlich gibt es noch allerlei andere Tiere im Nationalpark.
So auch unser Plan. Mit dem Boot in den Bako fahren und dort eine Nacht bleiben. Die Reservierung für die Hütte hatte ich schon eine ganze Weile im Voraus gemacht und als dann der Tag gekommen war, an dem wir in den Nationalpark wollten, schüttete es aus allen Eimern. So einen Tropenregen kannten wir bisher nur von Costa Rica, aber da wussten wir auch, morgens ist es schön und am Nachmittag regnet es. Da konnte man irgendwie mit planen aber das hier war dann etwas schwieriger.
Wir überlegten hin und her, was wir machen. Lieber einen Tag abwarten und am nächsten Tag fahren. Vielleicht würde es dann nicht regnen, aber dann wäre auch unsere Reservierung weg gewesen und ob es Platz zum Übernachten gab, wussten wir nicht. Oder fahren, und auf besseres Wetter warten. Wir waren echt unsicher, was wohl das Beste wäre.
Am Ende entschieden wir einfach mittags loszufahren und unser Glück zu versuchen. Der Regen war etwas weniger geworden und besser sitzen wir bei Regen auf einer überdachten Terrasse im Nationalpark als hier in der Stadt, dachten wir uns. Also auf in den Nationalpark.
Und tatsächlich, das Wetter wurde besser und wir konnten unsere Bootsfahrt im Trockenen machen. Angekommen im Nationalpark mussten wir erst mal durchs knöcheltiefe Meer, den einen Anleger gab es nicht. Wir bezogen unser kleines Domizil und machten uns direkt auf die Suche nach Tieren.
Die warteten nicht lange auf uns. Direkt im Camp fanden wir unsere ersten Nasenaffen. Diese waren weit oben im Baum und haben es perfekt verstanden, immer ihre Gesichter zu verstecken. Aber wir haben sie gesehen. Weiter haben wir dann ach noch Bartschweine gesehen. Die beeindruckenden Schweinchen waren überall damit beschäftig den Boden zu durchwühlen. Sie sehen schon witzig aus.
Wir haben uns dann noch dazu entschieden einen der Trails im Park zu laufen. Es gibt wohl bis zu 90 Kilometer Wanderwege durch den Nationalpark. Da wir nicht so viel Zeit hatten und auch nicht so recht wussten, was das Wetter macht, sind wir nur einen kleinen Trail gelaufen. Zu Beginn kamen wir an Holzstege, die über einen Mangrovensumpf führten. Hier waren viele Langschwanzmakaken unterwegs. Hier Alpha passte ganz genau auf und immer, wenn man sich ihm 2 Meter nährte, um an ihm vorbeizulaufen fletschte er die Zähne und knurrte. Das war echt tricky und gar nicht so ungefährlich. Einmal ging er auch in den Angriff über und schoss auf Nico zu.
Mir war das echt nicht geheuer, da diese Affenart ziemlich große Zähen hat und der hier echt angriffslustig war. Am Ende haben wir so lange gewartet, bis er sich endlich von den Holzstegen entfernt hat und den Weg frei gemacht hat. Bei der Vorstellung, dass das auf dem Rückweg wieder ein Problem werden könnte, verging mir ein wenig die Lust auf die Wanderung.
Durch den vielen Regen der letzten Tage war der Wanderweg recht matschig und feucht. Über Holzleitern und Wurzeln führt der Weg durch den Dschungel zum Strand. Der Strand ist eine kleine Bucht, die leider voller Müll ist. Der hier angeschwemmte Müll, wurde definitiv nicht von den Bewohnern des Bako Nationalpark verursacht, den Affen und Schweine benutzen selten Plastik, sondern durch die Meeresströmungen angeschwemmt. Leider ein trauriges Beispiel davon, das die die darunter leiden, es oft nicht verursacht haben.
Tiere haben wir auf dem Trail nicht so wirklich gesehen und irgendwann war es so heiß und feucht, dass wir umgedreht sind und wieder zurück ins Camp gegangen sind. Die Makaken waren glücklicherweise bereits weitergezogen.
Als wir gerade wieder zu unserem Häuschen wollten, kamen ein paar Guides und wollten uns etwas zeigen. Ein Stück den Weg zurück, den wir gerade gekommen waren, saß ein Nasenaffe im Baum. Als er merkte das sich da unten was tut, hat er sich gleich noch ein Stück weiter in den Baum verzogen. Gar nicht so einfach, die zu erwischen.
Der eine Ranger vom Nationalpark zeigte uns dafür aber noch etwas richtig Großartiges: Riesengleiter. Ich kannte die Tiere aus Dokumentationen. Und wusste, dass sie eigentlich Dämmerungs- oder besser gesagt nachtaktiv sind. Was für ein Glück sie dann hier am Tag zu sehen.
Über uns im Baum hing ein schwarz-grauer Riesengleiter mit seinem Baby und ein Stück weiter hinten noch ein rotbrauner an einem Baumstamm. Die Tiere sind so niedlich und wenn sie sich strecken sieht man wie riesig sie eigentlich sind. Sie können ihre „Flügel“ ausbreiten und haben dann eine Spannweite von bis zu 1,20 Meter. Damit können sie von Baum zu Baum gleiten. Was für ein Riesenglück sie hier zu sehen.
Nach einem leckeren Abendessen haben wir dann noch überlegt zur Nachtwanderung zu gehen. So richtig Lust hatten wir nicht aber das Gefühl, was verpassen zu können war natürlich wieder einmal da. Als es dann aber pünktlich 20 Uhr zu schütten begann, hatte sich die Entscheidung von allein geklärt.
Ja und ab dann, hörte es quasi nicht mehr auf zu regnen. Es schüttete und das ganze Camp verwandelte sich langsam in einen See. Das war auch sehr beeindruckend. Denn wo vorher Dschungel war, war plötzlich Wasser. Knöcheltief stapften wir durch Wasser und weitere Wanderungen waren nicht drin. Und die Tiere haben sich auch verkrochen.
Also entschieden wir, die Abreise anzutreten. Unser Bootsführer holte uns schon um 13 statt 14:30 Uhr ab. Das bedeutet, dass wir bei Regen knietief ins Meer waten mussten, um in unser Boot zu steigen. War auch mal ein Erlebnis. Sehr feucht aber mit guter Laune fuhren wir dann zurück zum Anleger. Dort hatten wir sogar noch das Glück Silber Languren in den Bäumen zu sehen. Die hatten sich im Bako erfolgreich vor uns versteckt.
Ziemlich nass, aber zufrieden kamen wir wieder in Kuching an und funktionierten unser kleines Hotelzimmer zum Trocknerschrank um. Gut, dass wir am nächsten Tag dann auch noch unsere Wäsche in der Laundry gegenüber waschen konnten.
Ein großes Highlight in Kuching war für uns das Restaurant, direkt neben unserem Hotel. Ein chinesisches Restaurant was unheimlich gute Nudeln und Dumplings kochte und dazu auch noch eine Unmenge an verschiedenen Tees servierte. Unser ganz persönliches Schlaraffenland. Klar waren wir da jeden Abend essen.
Nach 6 Tagen in Kuching und vielen Wildtierbegegnungen hieß es für uns wieder Koffer packen, denn es ging mit dem Flugzeug weiter in ein neues Land. Eines, in das wir schon sehr oft wollten aber es nie geschaffte haben.
Bevor wir Kuching verließen, verabschiedete die Stadt sich aber noch mit einer Parade von uns. Zufälligerweise war an unserem letzten Abend in Kuching und damit auch Malaysia eine Parade durch die Stadt, direkt an unserem Hotel vorbei. Gefeiert wurde ein chinesischer Tempel und alle Dragon-Lion Dance Gruppen der Stadt und der Umgebung machten dabei mit.
Was uns in George Town verwehrt blieb, nämlich die Feierlichkeiten zum Chinese New Year bekamen wir hier als Parade doch noch zu sehen.
Ein genialer Abschluss für 2 Monate Malaysia.
Grüße, Katja
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