Bucketlist Moment in Vietnam

Vietnam stand schon lange auf meiner Bucketlist. Vor allem wegen Ninh Binh oder besser gesagt Tam Coc. Die Region ist bekannt als die trockene Halong Bucht und immer, wenn ich Bilder dieser Landschaft sah, dachte ich mir, da möchte ich auch mal hin.

 

Und nun war es endlich so weit. Von Phong Nha aus ging es mit einem Übernachtungsstopp in Dong Hoi nach Tam Coc.

 

Da direkt in Phong Nha kein Zug fährt mussten wir erst einmal mit dem Taxi ins 50 Kilometer entfernte Dong Hoi. Die Stadt ist nicht besonders schön und gibt jetzt auch nicht so viel her. Daher haben wir uns einfach ein Hotel in Bahnhofsnähe gesucht und uns eine Nacht eingemietet, da der Zug am nächsten Tag schon 7 Uhr morgens fuhr.

 

Das Hotel war schick, das Frühstücksbuffet sehr reichhaltig und die Erfahrung dort mit 2 chinesischen Reisebussen gleichzeitig zu übernachten doch sehr witzig. Eben einfach eine andere Kultur und für uns führte das manchmal zu etwas ungläubigen Augenblicken. Aber nicht im Negativen.

 

Direkt neben dem Hotel wurde auch jüngst eine neue Basilika gebaut. Da war man sogar noch damit beschäftigt die Fresken Golden anzupinseln. Es war völlig surreal, da so etwas für uns ja immer mit alt in Verbindung gebracht wird und hier war es neu, frisch aus dem Ei gepellt.

 

Das war aber auch alles, was in Dong Hoi Spannendes passiert ist und pünktlich 7 Uhr am nächsten Morgen saßen wir im Zug nach Ninh Binh. 9 Stunden Busfahrt lagen vor uns und die Klimaanlage ging nicht… wer Züge in Vietnam kennt, der weiß das dort die Klimaanlage meist auf volle Leistung läuft und man zweitweise einfach alles anzieht, was man hat, um nicht zu erfrieren. Wir waren dafür vorbereitet… aber für 36 Grad im Zug, 9 Stunden lang ehrlich gesagt eher nicht. Die Fahrt war anstrengend und fällt eher unter, schnell wieder vergessen.

 

Von Ninh Binh aus sind wir dann nach Tam Coc gefahren. Ein kleines touristisches Örtchen direkt an einem See inmitten der markanten Kalksteinfelsen und den grünen Reisterrassen. Die Stadt war jetzt nicht so unser Geschmack aber die Natur drumherum dafür umso mehr.

 

Unser erster Ausflug in Tam Coc führte uns zur Bich Dong Pagode. Die Tempelanlage liegt an einem kleinen See inmitten der Reisfelder und Kalksteinfelsen. Durch das Eingangstor betraten wir die Anlage und haben uns alle 3 Tempel angeschaut, die über verschiedene Stockwerke nach oben in den Stein gebaut wurden. Einer davon befindet sich richtig im Gestein. Das schönste war aber tatsächlich nicht die Pagode, sondern der Spaziergang zurück nach Tam Coc. Die Landschaft ist einfach so wunderschön dort.

 

Am späten Nachmittag schnappten wir uns dann die Fahrräder und fuhren die 7 Kilometer zum Hang Mua Aussichtspunkt. Dieser ist bekannt und hier werden die Touristen mit den Reisebussen angekarrt. Deswegen waren wir auch erst zum späten Nachmittag hier, in der Hoffnung das es dann etwas leerer ist. Aber es war immer noch gut voll, da dann viele für den Sonnenuntergang herkommen. 

 

Aber egal, es war trotzdem richtig cool. Über viele Stufen geht es steil nach oben auf zwei verschiedene Aussichtspunkte. Auf dem höchsten steht eine riesige Steindrachenfigur, deren Silhouette man schon von Weitem sieht. Hier oben konnte man hochklettern, aber es war so voll und teilweise abschüssig, dass wir das schnell gelassen haben.

 

Die Ausblicke auf die trockene Halong Bucht, das Motiv was ich schon so oft gesehen habe und weswegen ich hier immer mal hinwollte, war noch schöner als auf jedem Foto. Es war absolut einmalig und ein wundervoller Moment.

 

Der nächste Tag war dann etwas anders als geplant. Ich hatte mir fest vorgenommen mit dem Rad zur Bai Dinh Pagode zu fahren. 16 Kilometer Strecke hin und 16 Km zurück klang auch erst einmal ziemlich machbar. Nico sagte gleich, nur mit ordentlichen Fahrrädern. Da war ich dabei. Die Drahtesel unserer Unterkunft hatten uns gerade so zum Hang Mua Aussichtspunkt gebracht aber 32 Kilometer Fahrradtour wollten wir dann doch nicht mit ihnen riskieren. Also machten wir uns auf die Suche nach richtigen Mountainbikes und wurden im Hostel nebenan fündig. So richtig geil waren die auch nicht aber besser als die Klapperkisten vom vorherigen Tag.

 

Und dann starteten wir unsere Fahrradtour. Es war wieder richtig heiß, aber es ging vor allem geradeaus und war sehr angenehm. Die Strecke ist schön und selbst da, wo wir mit dem Verkehr unterwegs waren, waren die Straßen angenehm breit und die Vietnamesen nahmen Rücksicht auf Fahrräder. Aber die Strecke zog sich auch ganz schön und nach 20 Kilometer, weil die 16 Kilometer irgendwie mehr so Luftlinie waren als wirkliche Strecke standen wir vor der Bai Dinh Pagode.

 

Also eigentlich vor der Mauer… 

 

aber dort kamen wir irgendwie nirgends rein. 

 

Wir waren etwas erschöpft und irgendwie auch verwirrt. Nach hin und her irren und nochmal alle Karten checken, die wir so fanden, fanden wir schließlich heraus, dass der einzige Eingang nochmal 3 Kilometer oben auf dem Hügel liegt. 

 

Nicht toll. So gar nicht toll. Aber wenn Du 20 Kilometer gefahren bist und quasi nur noch 3 Kilometer dich vom Ziel trennen, dass Du ja schon siehst, dann drehst Du nicht um. Nein, Du fährst einfach diese blöden 3 Kilometer weiter. 

 

Nico hat mich verflucht… nicht das einzige Mal an diesem Tag.

 

Wir schafften es also bis zum richtigen Eingang und landeten auf einem überdimensionierten Parkplatz, auf dem wohl gut 200 Reisebusse und nochmal 1000 Autos Platz gehabt hätten. Wo waren wir denn jetzt gelandet?

 

Am Eingang wurde es noch skurriler da man erst nicht mit uns redete, dann irgendwie 5-mal alles anders erklärte und die Preise hatten nichts mehr mit dem zu tun, was ich vorher im Internet gelesen hatte. Aber jetzt waren wir einmal hier, jetzt wollten wir auch hinein.

 

Die Bai Dinh Pagode ist die größte buddhistische Tempelanlage in ganz Vietnam. Es gibt hier mehrere Tempel und Pagoden, darunter auch die größte in Vietnam. Dazu kommen noch ein paar andere Größenrekorde.

 

Uns wurde recht schnell klar, dass die ganze Anlage nur einem Zweck dient: eine Touristensehenswürdigkeit zu sein. Es war skurril. Die Tempel und Pagoden sind wunderschön, die goldenen Bronzen darin einfach gigantisch und wie aus dem Ei gepellt und dazu kam noch, das auf jeden Tourist 5 Mitarbeiter kamen, die einfach nix zu tun hatten und irgendwo saßen. 

 

Die Anlage ist beeindruckend aber irgendwie auch seelenlos. Man kann sich alles anschauen, es laufen ein paar Touristen rum aber die Religion wird einfach nicht praktiziert. Das sieht man auch an den perfekt drapierten Opfergabentischen.

 

Wir haben Bilder gesehen von großen Festen, die hier in der Anlage stattfinden und wissen schon das es ein wichtiger buddhistischer Pilgerort ist, wo die Grundstruktur bis zu 1000 Jahre alt ist. Aber man spürt es einfach nicht. Vielleicht ist es auch den letzten 2 Jahren geschuldet aber für uns hatte es eher den Eindruck, als hätte ein Investor sich in den Kopf gesetzt hier eine große Attraktion für chinesische Touristen zu bauen.

 

Es war crazy aber zugleich auch faszinierend und beeindruckend.

 

Nach unserem Besuch und ganz schön viel laufen hieß es, 23 Kilometer wieder zurückfahren. Irgendwann tat einfach alles nur noch weh und zog sich. Aber wir haben es geschafft und sind nach 46 Kilometer mit dem Rad wieder in Tam Coc angekommen.

 

Wenn wir mal auf das Fahrrad steigen, ja dann eben gleich richtig…

 

Am nächsten Morgen machten wir dann unsere erste Bootsfahrt in Tam Coc. Praktischerweise wohnten wir direkt am kleinen See im Ort, wo die Bootstouren starteten. Im Gegensatz zum Wochenende kann man unter der Woche morgens noch einsam auf dem kleinen Fluss fahren. Die Bootsführerin steuert und paddelt hier in Tam Coc mit den Füssen, was auch schon echt ein Erlebnis ist. 

 

Zwischen den Reisfeldern führte der kleine Fluss uns durch mehrere kleinen Höhlen und vorbei an der Rückseite des Hang Mua Aussichtspunktes. Wir waren fast allein auf dem Fluss und die ruhige Atmosphäre war einfach magisch.

 

Und dann hat es geregnet. Unser letzter Tag in Tam Coc und für den Nachmittag hatten wir noch ein wichtiges Highlight geplant und es regnet…

 

Ich war schon echt traurig aber zum Nachmittag hin schien das Wetter besser zu werden und so fuhren wir einfach los. Unser Ziel: Trang An.

 

Trang An ist eine weitere Möglichkeit, eine Bootsfahrt durch die Kalkstein Landschaft zu machen. Hier kann man zwischen 3 Routen wählen. Wir entschieden uns für Route 3, da wir durch die längste Höhle hier fahren wollten. Insgesamt waren es 3 Höhlen und 3 Tempel, die wir auf der Fahrt besuchten. 

 

Bei den Tempeln konnten wir auch aussteigen und sie zu Fuß erkunden. Das Highlight war aber tatsächlich die ein Kilometer lange Höhle. Sie war teilweise so niedrig, dass wir ordentlich den Kopf einziehen mussten, und manchmal war es richtig dunkel. Schon echt ein Erlebnis. Die Tour war wieder wunderschön und hat unseren Besuch in Tam Coc perfekt abgeschlossen.

 

Zu guter Letzt waren wir nochmal richtig gut essen. Wir hatten am zweiten Tag ein vegetarisches Restaurant in Tam Coc entdeckt in dem wir dann jeden Tag Abendessen waren. Manchmal waren wir da sogar auch noch zum Frühstück oder Mittag. Es war einfach so lecker. Die Sommerrollen, die Salate und Smoothies waren ein Gedicht. Man schätzt richtig frisches Obst und Gemüse so sehr, wenn man eben nicht einfach in den Supermarkt gehen kann und eine eigene Küche hat. Es war so lecker und hat unsere Zeit in Tam Coc perfekt gemacht.

 

Nach 3 unvergesslichen Tagen, Bucketlist Momenten und viel Zeit in der Natur. saßen wir dann wieder im Bus und setzten unsere Reise durch Vietnam fort.

 

Grüße Katja


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